Damen: Niemand träumt von Luftschlössern

Kategorie: Damen
Die HSG Fichtelgebirge gehört in der Damen-Bayernliga längst zum Inventar. Für Trainer Depolt ist ein Platz im ersten Tabellendrittel realistisch. Er hofft noch auf zwei Neue.

Das soll ihnen erst einmal einer nachmachen: Acht Jahre gehören die Frauen der HSG Fichtelgebirge inzwischen ununterbrochen der Handball-Bayernliga an – und das unter relativ schwierigen Bedingungen. Mit Rang fünf (punktgleich mit dem Vierten Freising-Neufahrn) legte die Truppe im vergangenen Jahr auch eine ihrer besten Platzierungen hin. Von Luftschlössern allerdings will Trainer Markus Depolt nicht träumen: "Wir können uns realistisch ganz gut einschätzen, mehr als Plätze zwischen fünf und acht wären einfach vermessen". Er zeigt aber soviel Courage, um zu behaupten: "Da aber gehören wir auch hin!". Ziel im neuen Spieljahr sei es, so schnell als möglich die 24 Punkte zu erreichen und damit den vorzeitigen Klassenerhalt zu sichern. "Wir wollen auf alle Fälle die Leistung aus der Vorsaison bestätigen und versuchen, uns im ersten Tabellendrittel festzusetzen“.

Der 48-jährige Bereichsleiter bei einer großen IT-Firma weiß um die Probleme, die ein Arbeiten im Damenbereich immer wieder aufwerfen. Eine exakt geplante Saisonvorbereitung sei praktisch kaum möglich, was auch den miserablen Start im Vorjahr mit 2:10 Punkten zumindest ein bisschen erkläre. Berufliches und Privates spiele da deutlich stärker hinein als im Herrenbereich. Einige im Team seien bereits Mütter, andere denken daran, eine Familie zu gründen und müssten dann oft Urlaub nehmen, wenn es in die entscheidende Testphase geht. Dass es im Vorjahr "sehr gut gelaufen" ist, stimmt Depolt hoffnungsfroh. Wie kein anderer scheint er es zu verstehen, die Klippen mit Geschick, Diplomatie, Rücksichtnahme und frischen Ideen zu umschiffen. "Wir reden und telefonieren tatsächlich viel", verrät der Trainer, der ständig nach Lösungen sucht für die kleineren und größeren Probleme, dabei viel improvisiert und eine Menge erklären muss.

Der Kader ist bekanntlich nicht der allergrößte. Von zehn Mädels, "auf die ich fest bauen kann", spricht der Coach. Auf zwei weitere könne er bei Bedarf aus der zweiten Mannschaft zurückgreifen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil: sein Team sei "relativ gut eingespielt", müsse sich nicht erst finden.

Depolt hofft, dass es mit zwei noch in Aussicht stehenden Neuzugängen – eine Rückraumspielerin und eine Torhüterin – klappt, die sich seit ein paar Wochen für die HSG interessieren. Namen will er im jetzigen Stadium keine nennen. Nur soviel: sie kommen aus anderen Bundesländern, haben bereits Oberliga-Niveau, dazu selbst angefragt und sich zuvor eingehend über die HSG informiert. Aus schulischen, beziehungsweise beruflichen Gründen wollten sich beide im Fichtelgebirge niederlassen. Noch aber sei hier alles offen. Man sei in Kontakt.

Der Trainer sieht sich in seinem Eindruck bestätigt, dass der HSG über die Region hinaus ein guter Ruf vorauseilt. "Wir gelten mittlerweile als interessante Adresse und sind jetzt auch stärkstes Oberliga-Team im Umkreis von 90 bis 100 Kilometern. “Sogar HaSpo Bayreuth habe man in der Tabelle überholt, erwähnt Depolt nicht ohne Stolz. Erst im Nürnberger und Regensburger Raum werde dann Drittliga-Handball im Damen-Bereich geboten. Dass all jene, die sich für die HSG entscheiden, auch längerfristig und nicht nur für ein Jahr blieben, spreche für seine Truppe.

Als Paradebeispiel nennt er eine Franziska Scheidler, Nicole Sammet, Lena Gluth, Julia Fischer oder KatharinaSchlegel,die sich allesamt wohlfühlten und ihren Schritt bislang nicht bereuen mussten. Überhaupt beklagt die Handballspielgemeinschaft keine Abgänge.

Dass die HSG im Vorjahr auch den längerfristigen Ausfall von dre iLeistungsträgern, wie Torjägerin Anna Wölfel (Knie-OP), Jessica Spannig
(Nachwuchs) und Heike Faltenbacher (Karriere beendet) verkraften musste und sich dennoch im ersten Tabellendrittel festsetzte, sei eine Bestätigung fürs gesamte Team, in dem Co-Trainer Mirek Kraupner den beruflich sehr geforderten Depolt in hohem Maße unterstützt. Einen Riesenschritt habe darüber hinaus Torhüterin Janina Gruber getan, die sich zu einer echten Leistungsträgerin entwickelt hat. "Sie bereitet uns sehr viel Freude", lobt Depolt.

Auf alle Fälle wünscht er sich in der neuen Saison, die am 14. September mit einem Heimspiel gegen den HC Erlangen beginnt, einen deutlich besseren Auftakt als im Vorjahr. Mit den Erlangern gastiert dann auch gleich ein echter Gradmesser in Marktredwitz. Denn der HCE zählt für Depolt neben Absteiger Würm Mitte und HG Zirndorf zu denTopfavoriten und hat sich mit Attila Kardos den BHV-Stützpunktrainer geangelt und offensichtlich dabei Großes vor.

Aber auch die HSG, die noch ein dreitägiges Trainingslager in Pilsen absolviert, scheint auf einem guten Weg – für ihr mittlerweile neuntes Bayernliga-Jahr.

Quelle: Frankenpost Ausgabe Fichtelgebirge vom 01.08.2019, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzel