"HSG kann Geschichte schreiben"

Die Damen wollen am Wochenende in Hin- und Rückspiel gegen Augsburg den Aufstieg in die Bayernliga realisieren.

Dieter Schmidt Dieter Schmidt, mal ehrlich: Als Sie im Sommer 2009 Ihr Amt als Damentrainer bei der HSG Fichtelgebirge angetreten sind, spukte da schon die Bayernliga im Hinterkopf?
Sie war von Anfang an mein Ziel, sonst hätte ich das gar nicht gemacht. Ich war ja schon Handball-Rentner, aber die Aufgabe hat mich gereizt. Ich habe mir die Mannschaft zuvor genau angesehen und gespürt, da geht was. Wenn alle Opfer bringen, habe ich gesagt, dann sitze ich mit im Boot.

Dann kommen die Relegationsspiele gegen Augsburg für Sie gar nicht so überraschend?
Nicht unbedingt. Es hat sich schnell herauskristallisiert, dass Herzogenaurach auf Grund der individuellen Klasse mit seinen Möglichkeiten im Nürnberger Umland eine herausragende Rolle spielen wird. Dahinter aber können wir uns einreihen.

Eigentlich war Ihre Mannschaft nach Weihnachten schon mal raus aus dem Rennen?
Da muss ich widersprechen. Richtig weg waren wir nie und wir haben immer an uns geglaubt. Der Beweis: Unser Spielleiter Walter Lenhard hat bereits im März nach dem Sieg gegen Helmbrechts die Halle für die Relegation reserviert. Da haben auch meine Mädels erstmals im Internet nachgeschaut, wer unser Gegner sein könnte. Der entscheidende Impuls kam aber schon mit dem Sieg in Zirndorf am 13. Dezember.

Mit welchen Argumenten werden Sie ihre Mannschaft überzeugen, dass sie besser ist, als Augsburg?
Wir hatten in den vergangenen Wochen ständig Wettkampfstress mit engen Spielen, waren also ständig gefordert. Und sind dabei stets als Sieger hervorgegangen. Das hat uns gestärkt. Die TSV Augsburg hat ihre Partien immer klar gewonnen. In Marktsteft lagen wir mit einem Tor hinten, haben dann 18 Minuten kein Gegentor gekriegt und noch gewonnen. Da habe ich zur Mannschaft gesagt: Wer solche Spiele gewinnt, steigt auf.

Und die Augsburger haben nach relativ geruhsamen Wochen in den nächsten vier Tagen richtig Stress.
Richtig. Die spielen am Donnerstag im sogenannten "Final-Four"-Turnier im Pokal erst gegen den Regionalliga-Absteiger aus Ismaning und müssen am selben Tag noch einmal ran gegen den Sieger oder Verlierer aus der Parallelpartie. Zwei Tage später reisen sie dann zu uns. Mal sehen, wie sich das auswirkt. Ich schaue aber lieber auf uns. Meine Truppe wirkt trotz der langen Saison noch erstaunlich dynamisch und spielfreudig.

Augsburg ist am Sonntag so etwas wie die Sporthauptstadt schlechthin in Bayern. Kurz bevor der Club beim FCA um Verbleib in der Fußball-Bundesliga kämpft, spielt die HSG bei der TSG Augsburg um den Aufstieg in die Handball-Bayernliga. Mit welcher Resonanz rechnen Sie im Rückspiel?
Also, der Augsburger Trainer hat uns gegen Münchberg beobachtet und mir später gesagt, dass er in der sehr engen Halle mit kaum mehr als 20 heimischen Zuschauern rechnet. Da wird man dann sicher die HSG-Fans raushören. Mindestens 50 werden uns begleiten. Die reisen aus allen Ecken an, so auch aus Südtirol, wie ich weiß.

Und mit wie vielen rechnen Sie am Samstag im Hinspiel in Marktredwitz?
Was ich so in den letzten Tagen vernommen habe, werden es um die 400, vielleicht auch 500 werden. Die Halle wird beben, und Augsburg muss sich schon warm anziehen.

Und da soll bereits einen Vorentscheidung fallen?
Das glaube ich nicht. Wir müssen auf der Hut und hoch konzentriert sein. Die Entscheidung fällt in Augsburg.

Wie haben Sie Ihre Mädels auf diese Partie vorbereitet?
In den letzten zwei Wochen haben wir doppelte Trainingseinheiten geschoben. Praktisch die beiden Spiele simuliert. Auch nach dem Sieg gegen Münchberg wurde am Sonntag trainiert. Trotz der Saison-Abschlussfeier standen alle um 10 Uhr pünktlich in der Halle. Das zeigt, dass jede dabei sein will. Selbst Vera Hermankova ist aus Luby angereist.

Wenn Sie einen Vergleich ziehen zwischen Meister Herzogenaurach und dem Dritten Zirndorf, wo würden Sie Augsburg leistungsmäßig einordnen?
In der Mitte. Wir haben dort zwar im Pokal mit 19:23 verloren, aber da fehlte meiner Mannschaft der letzte Wille. Die wollten nicht weiterkommen. Da haben wir eine Rechnung offen. Trumpfkarte des Gegners sind mit Novotny und Schmidt zwei erfahrene Rückraumwerferinnen. Ansonsten besteht die junge Truppe aus eigenen Leuten, die in der Jugend schon zusammen das Bayernfinale bestritten haben.

Sie gelten auf der Bank als ein Trainer der klaren Worte und fassen Ihre Mädels auch nicht immer mit Samthandschuhen an. Ist das so akzeptiert?
Ich bin nicht der Philosoph und sage, was Sache ist. Letztendlich ist das erfolgsabhängig. Wenn die Saison nicht so gut gelaufen wäre, hätte es schon sein können, dass die eine oder andere eingeschnappt ist. Aber alle wissen, es geht nur, wenn wir an einem Strang ziehen.

Es ist also allen bewusst, dass die HSG vor dem größten Erfolg seit ihrer Gründung steht?
Ich habe meinen Mädels auf der Feier am Samstag gesagt, dass sie Geschichte schreiben können. Augsburg ist eine Standortbestimmung und richtungsweisend für die Zukunft. Das sollten auch alle im Umfeld erkennen. Und eines möchte ich noch sagen. Die wesentliche Vorarbeit, für das, was wir ernten können, hat mein Vorgänger Markus Depolt geleistet. Das Gespräch führte

Die Spieltermine
Die Relegationsspiele zur Bayernliga beginnen am Samstag in Marktredwitz um 16.30 Uhr. In Augsburg in der Halle an der Schillstraße 109 wird am Sonntag um 15.15 angepfiffen.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt am 12.05.10, Sport aus der Region, Interview und Foto: Peter Perzl