Dieter Schmidts Damen zeigen grandiose Leistung vor einer Riesenkulisse gegen die TSG Augsburg. Das Rückspiel gestern war nur noch Formsache.
Was für eine großartige Stimmung, was für ein klasse Handballspiel: Mit einer nahezu perfekten Vorstellung gegen die TSG Augsburg realisierten die Damen der HSG Fichtelgebirge bereits im Hinspiel am Samstag mit einem 31:21-Erfolg ihren Traum von der Bayernliga. Kaum einer der über 400 bereits euphorisch feiernden Fans hegte mehr Zweifel, dass diese mit einem unerschütterlichen Selbstvertrauen ausgestattete und von ihrem Trainer hervorragend eingestellte Mannschaft bei den Fuggerstädtern einen Zehn-Tore-Vorsprung noch verspielen konnte.
Die machte dann auch gestern Nägel mit Köpfen und legte einen 31:29-Sieg drauf. Die mächtig fightenden Gastgeber wurden mit der Hypothek, einen solchen Vorsprung aufholen zu müssen, nicht mehr fertig. Den Mädels von Dieter Schmidt dagegen, in der Nacht noch allesamt mit Entmüdungsmassagen fit gemacht, wuchsen Flügel, und sie bedachten später ihren Trainer mit einer kombinierten Sekt-Bierdusche. Zuvor hatten sie nahtlos an die Leistung vom Vortag angeknüpft, waren immer präsent. Von der ersten Minute an ging nochmals die Post ab. Die Partie wurde dank der 60 mitgereisten HSG-Fans, bei knapp 40 Augsburgern, zum Gäste-Heimspiel. TSG-Trainer Willi Kubasta schien das schon am Vortag mit einem Blick auf die Marktredwitzer Ränge zu ahnen: "In dieser Beziehung sind wir in dieser Stadt ein reiner Familienbetrieb."
Verbale Scharmützel
Rückblende: Das Spektakel am Samstag stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten. Bereits drei Minuten vor der Schlusssirene erhob sich das Publikum, mit Trommeln, Fanfaren und Sternewerfern bewaffnet, von den Sitzen und huldigte "seinen" Damen, die Außerordentliches vollbracht hatten. Alle wussten: Das war's! Von der ersten Minute an hatte die HSG, angetrieben von einer überragenden Vera Hermankova, die Gäste beherrscht. Drei Tore in Serie von Kreisläuferin Ulrike Zeitler gaben nach dem 0:1 die Richtung vor. Eine hatte sich dabei das Prädikat Extraklasse erworben: Heike Faltenbacher. Was die HSG-Torhüterin vor allem in der ersten Halbzeit parierte, als ihr Team den vorentscheidenden Sieben-Tore-Pausenvorsprung (17:10) herauswarf, war absolut bayernligareif. Sie erwies sich als der große Rückhalt oder, wie es der Gästetrainer formulierte, als "Matchwinnerin". In nichts nach stand Jaroslava Remzova. Übrigens: Beide boten auch gestern Überragendes, parierten zusammen sieben Siebenmeter.
Die HSG-Damen übertrafen in punkto Konzentration, Zielstrebigkeit und Einstellung sogar die wirklich gute Partie vor ein paar Wochen gegen Zirndorf noch um Längen. Und das, obwohl die Augsburgerinnen nach Schmidts Worten "knochenhart" zur Sache gingen. "So hat gegen uns noch keine Mannschaft gespielt." Vor allem Vera Hermankova, Anna-Sophie Wölfel, aber auch Jessica Lenhard konnten ein Lied davon singen. Willi Kubasta, einer der beiden Augsburger Trainer, wollte dem freilich gar nicht beipflichten. "Das stimmt alles nicht. Ich glaube, mein Kollege braucht eine neue Brille." Viel mehr kritisierte er die Unparteiischen als "typische Heimschiedsrichter", die eine "hanebüchene Leistung" gezeigt und viele Szenen (Schritte, Fouls) falsch beurteilt hätten. Entsprechend gab es nach der Pause einige verbale Scharmützel zwischen den Trainern. Kubasta wurde mit einer Verwarnung und einer Bankstrafe bedacht. Mit drei, vier Toren Rückstand hätte der Gästecoach noch Leben können, aber so war auch ihm klar: "Jetzt haben wir keine Chance mehr!" Zumal ihm seit vier Wochen mit Pia Nowotny seine beste Werferin im rechten Rückraum verletzungsbedingt fehlt. Die hatte beim Pokalaus der HSG zehnmal getroffen.
Dieter Schmidt war's letztendlich egal. Der freute sich innerlich. Er wollte in die allgemeinen Lobgesänge noch nicht einstimmen, die Spannung für Sonntag hochhalten und zeigte sich "mit der Abwehrleistung gar nicht zufrieden". Trotz der von ihm früh verordneten Manndeckung setzte die starke Gästespielmacherin Stefanie Schmidt weiter Akzente. Den einzigen kleinen Hänger leistete sich sein Team fünf Minuten nach der Pause, als der Vorsprung kurzzeitig auf vier Tore zusammenschmolz (19:15). Das Malheur aber war in kurzer Zeit repariert (26:17/47. Minute)
Am Ende aber hätte es noch schlimmer kommen können für die Augsburger, die einmal mit elf Treffern hinten lagen. "Sogar zwölf waren drin", meinte Schmidt, der etwas Übermut der Seinen zähneknirschend akzeptierte.
Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 17.05.10, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzl, Mannschaftsfoto: M. H. - Weitere Fotos unter www.frankenpost.de