Plötzlich macht es klick

HSG Fichtelgebirge - ASV Dachau 25:22

Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit drehen die Handballdamen bei ihrer Bayernliga-Premiere eine fast schon verlorene Partie gegen den ASV Dachau. Trainer Schmidt gewinnt ganz neue Erkenntnisse und Kollege Guggenberger ist restlos bedient.

HSG Fichtelgebirge: Faltenbacher, Remzova - U. Zeitler (4), Wölfel (5), T. Lenhard (4), K. Lenhard, F. Zeitler (1), Kraus (1), J. Lenhard (7/4), Patkova (3)
ASV Dachau: Marquard, Grenzmann - I. Morgott, Werner, Imm (2), Höppner, Hofmann (4), Brunsch (2), Lintl (5), B. Morgott (1/1), Lichtlein (6), Schnell, Wawerla (2)
Schiedsrichter: Kauschka (Kulmbach)/Sahrmann (Erlangen)
Zuschauer: 200
Zeitstrafen: HSG 5, ASV 3
Rote Karte: Lichtlein (ASV/ 49.) wg. gesundheitsgefährdenden Spiels

Ulrike Zeitler Selbst ein alter Haudegen wie Dieter Schmidt kommt gelegentlich noch in den Genuss neuer Handballerlebnisse. Seine Mädels waren nach einer desaströsen, hypernervös geführten und von Missverständnissen und Abspielfehlern geprägten ersten Hälfte mit Rückständen von bis zu sieben Toren (3:9 und 4:11) drauf und dran, den Bayernligaauftakt vehement in den Sand zu setzen. "Ich bin wirklich überrascht, wie wir den Hebel noch umlegen konnten und hätte nie gedacht, dass da noch etwas kommt."

Fünf Tore trotz Bronchitis

Ein nicht unerheblicher Teil des ängstlichen Beginns ist allerdings der Unsicherheit geschuldet, die durch die Ausfälle von Hermankova und Späthling und den damit verbundenen Umstellungen zwangsläufig Einzug hielt. Zu allem Übel erfasste Anna Wölfel ausgerechnet in der Nacht zum Spieltag eine Bronchitis, was weiteres improvisieren notwendig machte. Schmidt brachte seine erfahrene Kämpferin dosiert, aber gezielt. Fünf Tore für eine Spielerin, die eigentlich nicht hätte auflaufen dürfen, sprechen am Ende für sich.

Der HSG-Trainer tat zur Pause genau das, was nach seinen Zornesausbrüchen an der Seitenlinie keiner vermutet hatte: Er blieb ruhig, obwohl es in ihm brodelte. Für Jessica Lenhard, die alle ihre vier Siebenmeter verwandelte, war dieses Verhalten ganz wichtig. "Er hat lediglich gesagt, wir sollen weniger technische Fehler machen, endlich schneller und mit mehr Druck spielen." Ein bisschen freilich hat Schmidt auch an den Positionen gedreht, schickte die quirlige Stepanka Patkova, die immer sicherer wurde und mit ihrem Strich in den Winkel mit der Pausensirene bereits für einen Weckruf gesorgt hatte, zentral aufs Feld. Die tauschte mit Jessica Lenhard die Plätze, die auf die Halbposition wechselte und ebenfalls mächtig zulegte. Und Schmidt gab jetzt Anna Wölfel deutlich mehr Spielanteile. "Ich habe aber auch deutlich gemacht, dass wir hier in keiner Operettenliga, sondern in der Bayernliga spielen, wo es einfach härter zur Sache geht."

Fortan blühte Patkova, der tschechische Neuzugang, richtig gehend auf, erkannte geistesgegenwärtig, obwohl erst seit ein paar Tagen dabei, die Laufwege ihrer Mitspielerinnen, und setzte sie wiederholt klasse in Szene. Damit kam auch Tanja Lenhard auf Rechtsaußen immer besser zur Geltung, die durch das statische Auftreten vor der Pause praktisch aus dem Spiel war. Und hinten hielt eine überragende Heike Faltenbacher ihrem Team mit starken Paraden den Rücken frei. Dank eines furiosen Wiederbeginns hatte die HSG innerhalb von vier Minuten gegen völlig verdutzte Dachauer den Anschluss (12:13) hergestellt und ging durch eine immer präsente Ulrike Zeitler in der 45. Minute zum zweiten Mal (nach dem 1:0) in dieser Partie in Führung.

FansDie Fans hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Die Fichtelgebirgler operierten nun mit Härte, Tempo und Risiko, auch wenn sie sich weiter jeden Meter Boden hart erarbeiten mussten. Die Kombinationen wurden immer sicherer, zumal Tanja Lenhard auf zwei (47.) und wenig später Franziska Zeitler den Vorsprung auf drei Tore ausbauten.

Arbeit eingestellt

Restlos bedient war Gästetrainer Christian Guggenberger: "Es ist bitter, nach so einer Führung so zu verlieren. Wir haben nach der Pause praktisch das Handballspielen eingestellt." Den HSG-Damen bescheinigte er eine starke Leistung. "Die haben die Aufstiegseuphorie genutzt, das richtig gut gemacht und verdient gewonnen."

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 20.09.10, Sport aus der Region, Bericht und Fotos: Peter Perzl - Weitere Fotos unter www.frankenpost.de