Die geballte Stärke der Bayernliga

Der kompromisslose und erfahrene TV Etwashausen zeigt den Damen der HSG Fichtelgebirge einigeGrenzen auf. Mit 6:10 Punkten rutschen sie in Richtung Abstiegsränge.

HSG Fichtelgebirge - TV Etwashausen 18:21

Das ist eben Bayernliga, lautete das Fazit der Realisten. Das kann auch Bayernliga sein, lautete das Fazit derer, die nach der Gala der HSG-Damen fünf Tage zuvor gegen Bayreuth auf eine ähnliche Leistung gehofft hatten. Der stand ein deutlich routinierterer und geschlossener Kontrahent im Wege - und das im Wortsinne: Am Ende bissen sich die Damen von Trainer Dieter Schmidt an einer schier unüberwindlichen Abwehrmauer die Zähne aus. Und hinter dieser Mauer stand eine der besten Torhüterinnen der Liga. Um diese ausreichend oft zu überwinden, fehlten den Gastgeberinnen ausreichend Gefahr aus dem Rückraum und das Tempo, um selbst diesen massiven Verband ins Wackeln zu bringen.

HSG Fichtelgebirge: Faltenbacher, Remzova - U. Zeitler (1), Wölfel (1/1), T. Lenhard (2), Späthling (1), Mages (2), Kraus (1), Hermankova, J. Lenhard (7/2), Patkova (3)
Zuschauer: 250
Schiedsrichter: Jedzik/Hübner (Schwabach/Roth)
Zeitstrafen: HSG 4, TVE 3
Siebenmeter: HSG 4/3, TVE 5/4

Der Trainer vermisste noch etwas: "Wir waren heute nicht fokussiert, nicht heiß genug." Noch am Vorabend habe er im Wissen um die Defensivstärke der Damen aus Kitzingen fast nichts anderes üben lassen als schnelles Kreuzen und Kombinieren. Tags darauf sieht er davon nicht sehr viel. Er sieht zwar, dass die HSG als Aufsteiger zwar sicher in der Bayernliga bestehen kann. Aber dazu muss sie allwöchentlich eine Leistung bringen, die zu Teilen noch erarbeitet werden will.

Bis kurz vor der Pause waren die Gastgeberinnen voll im Geschäft - nach zähem Anlauf auch der Gäste, die einige Male das Gebälk und erst nach knapp zehn Minuten erstmals ins Netz trafen. Langsam aber fand der TV Etwashausen zu einer ebenso standardisierten wie sicheren und schnellen Kombination, mit der er häufig seine Kreisläuferin freispielte. Nur selten vermochte die HSG diesen kleinen Wirbel zu unterbinden. Zu oft schien sie der Gäste Bitte zu folgen: Störet uns am Kreise nicht. Trotzdem wäre ein Remis zur Pause möglich gewesen, hätten die cleveren Gäste nicht nach einer HSG-Auszeit zwei vermeidbare Fehler zum 12:10 genutzt.

Am Ende recht ratlos

Nach Wiederanpfiff ließ Jessica Lenhard die erneut zahlreichen Fans mit zwei sehenswerten Rückraumtoren hoffen. Und auch nach dem 12:16 brachte sie mit Siebenmeter-Nachwurf und einer Gewaltaktion das Team auf 15:16 heran. Hier, nach etwa 45 Minuten, spielten sich einige vorentscheidende Aktionen ab: Vera Hermankova vergibt nach einem nicht präzise genug ausgeführten Konter die Ausgleichschance. Die nach der Pause stark parierende Heike Faltenbacher entschärft einen Strafwurf, fängt sich aber den Nachwurf ein. Ihre Gegenüber hält ihr hohes Niveau über 60 Minuten. Sabrina Kraus weckt mit dem 16:17 neue Hoffnungen.

Doch danach, in den letzten 13 Minuten, bricht die Epoche der Ratlosigkeit an. Teilweise schafft es die HSG gar nicht, sich gegen den flexiblen 6:0-Abwehrblock eine Wurfsituation herauszuarbeiten. Hinten fängt sie sich noch einen Abstauber und einen weiteren Kreistreffer zum 16:20 nach 50 Minuten. Noch nichts passiert, meinen erfahrene Handballer, rein statistisch gesehen. Freilich müsste dann etwas passieren, seitens des Zurückliegenden. Dem jedoch gelingt lediglich ein Strafwurftor, indes kaum ein Pass zum Kreis oder zu den Außen. Und die immer gleichen Aktionen der beiden Tschechinnen hat Etwashausen schon lange durchschaut, schaukelt die Partie sehr sicher nach Hause und bringt die Damen aus dem Fichtelgebirge mit 6:10 Punkten wieder ins Wackeln in der hinteren Tabellenhälfte. Die kommenden Partien in Nürnberg, gegen Neuaubing und in Sulzbach werden zeigen, wie hart der Kampf um den Klassenerhalt wird.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 08.11.10, Sport aus der Region, Bericht: Wolfgang Neidhardt