Harte Arbeit statt Leichtigkeit

Mit dem vierten Heimsieg halten die Damen der HSG Fichtelgebirge den Kurs. In einer Woche könnte der erste Auswärtserfolg noch mehr Distanz zu den Abstiegsrängen in der Handball-Bayernliga schaffen.

HSG Fichtelgebirge - ESV Neuaubing 31:28

Der Druck, der viel zitierte, er lastete offenbar schon ein wenig auf mancher mehr oder weniger zarten Frauenschulter. 6:12 Punkte hatten die Gastgeber auf dem Konto, zwei Gegner in Reichweite vor sich. Der erste Sieg, der zum Erreichen des Zieles Klassenerhalt Pflicht war, gelang der HSG Fichtelgebirge. Legt sie in einer Woche beim Vorletzten Sulzbach nach, dann hat die Mannschaft bis zur Weihnachtspause ihr Soll erfüllt. 

Stepanka Patkova und Anne Mages gegen Ursula Zeitler HSG Fichtelgebirge: Faltenbacher, Remzova - U. Zeitler (2), Wölfel (7/1), T. Lenhard (4), Späthling (1), Mages (1), Kraus (1), Hermankova (2), J. Lenhard (10/4), Patkova (4)
Zuschauer: 150
Schiedsrichter: Walter/Weining (TV Gerolzhofen)
Zeitstrafen: HSG 6, ESV 4
Siebenmeter: HSG 7/6, ESV 6/5
Spielfilm: 0:1, 4:2, 7:4, 8:8, 9:10, 13:10, 14:14, 16:14 (Halbzeit), 19:16, 19:19, 23:22, 26:25, 30:26, 31:28

Der Druck, der wollte allerdings so rasch nicht weichen. Der Mitaufsteiger aus München hatte es relativ leicht, Schritt zu halten mit den Hausherren. Trainer Dieter Schmidt wusste auch, warum: "Weil die Damen meine taktischen Vorgaben oft nicht umgesetzt haben." Der Gegner war relativ klar auszurechnen. Aus dem Rückraum und auch von den Außenpositionen strahlte er wenig Gefahr aus. Der Dreh- und Angelpunkt stand auf Halblinks und kam sehr oft zu leicht zu ebenso unspektakulären wie erfolgreichen Würfen. Bisweilen standen die Gastgeberinnen regelrecht Spalier.

Dass die HSG dennoch nur zwei Mal zurücklag, beim 0:1 und beim 9:10 nach 18 Minuten, lag vor allem daran, dass sie mit Tempo Tore machte. Die erweiterten Gegenstöße brachen den nicht übermäßig stabilen Abwehrverband der Gäste auseinander. Vor allem Anna Wölfel nahm sich vor der Pause die Würfe und hatte auch frühzeitig die Erkenntnis verarbeitet, dass bei den Gästen die Allerkleinste im Tor stand. Jessica Lenhard nutzte vor allem in der zweiten Halbzeit Freiräume für platzierte Treffer aus dem Rückraum. Tanja Lenhard benötigte zwar auf der rechten Seite für vier Treffer einige Versuche mehr, beschäftigte aber die Gegnerinnen mehr, als denen lieb war. Und die gerade rechtzeitig genesene Stepanka Patkova zeigte ihre Stärke im direkten Duell Frau gegen Frau.

Sie und die anderen durften erst vier Minuten vor der Schlusssirene wirklich an den Sieg glauben. Jessica Lenhard hatte ihren vierten Strafwurf zum 30:26 verwandelt, die Spielmacherin der Gäste von der Linie die Latte getroffen. Nun öffneten die Oberbayern ihre Abwehr. Patkova nahm die Einladung dankend an und entschied die Partie mit dem Tor zum 31:26.

Bis es soweit war, hatten die Gäste aber immer wieder verkürzt. Hätte nicht Heike Faltenbacher ab der 38. Minute einige Würfe pariert und auf der Gegenseite Patkova und Jessica Lenhard beim 26:25 etwas Glück im Nachwurf gehabt, die Spannung wäre bis zur letzten Sekunde geblieben. Besagtes Glück war indes auch verdient. Schließlich trafen die Damen aus dem Fichtelgebirge zehn Mal Pfosten oder Latte. Und in Unterzahl scheinen sie sich bisweilen leichter zu tun als im Spiel sechs gegen sechs.

Sie dürfen nun durchaus auf den ersten Auswärtssieg in der Bayernliga am Samstag beim Abstiegskandidaten Sulzbach hoffen. Eine deutlich stabilere und flexiblere Defensive dürfte dabei allerdings ebenso notwendig sein, wie die Umsetzung dessen, was beim Üben in der kommenden Woche vorgegeben wird. Von der Leichtigkeit, die der HSG in der vergangenen Saison zum Aufstieg verholfen hat, bleibt eben eine Klasse höher nicht mehr viel übrig. Zwar sind Gegner wie Neuaubing oder sicher auch Sulzbach jederzeit in Reichweite der Damen aus dem Fichtelgebirge, aber vor jedem Punktgewinn stehen 60 Minuten harte Arbeit.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 29.11.10, Sport aus der Region, Bericht: W. Neidhardt, Foto: Perzl