Herren I: "Diese Motivationsspritze tat gut"

HSG-Trainer Dieter Schmidt spricht mit Hochachtung über seine Mannschaft. Sie bereitet ihm jeden Tag neuen Spaß. Vor dem Nachbarduell gegen Hochfranken sieht er die Fichtelgebirgs-Handballer in der Favoritenrolle.

Dieter Schmidt, am kommenden Samstag um 16.30 Uhr steigt in Wunsiedel das einzige wahre Nachbarderby in der Handball-Landesliga. Die HSG Fichtelgebirge empfängt dabei die HSV Hochfranken. Ein Spiel, das sicher auch für Sie als Unterweißenbacher etwas Besonderes darstellt, geht es doch gegen Sportler aus Selb und Rehau?
Viel größer ist die Vorfreude auf die Spiele meiner Mannschaft, die im Moment so unheimlich konzentriert zu Werke geht. Es macht jeden Tag neuen Spaß, ihr zuzuschauen. Die HSV Hochfranken habe ich seit unserer 29:30-Niederlage im Hinspiel nicht gesehen. Ich weiß also nicht, was auf uns zukommt.

Aber der Negativtrend der HSV ist Ihnen sicher nicht entgangen. Der Gegner wirkt angeknockt.
Die haben einen Durchhänger, das ist offensichtlich. Ich hoffe aber, dass Selb/Rehau den Klassenerhalt schafft. Mitbekommen habe ich, dass sich viele Selber Zuschauer nicht mehr mit ihrer Mannschaft identifizieren. Das alles darf aber für uns keine Rolle spielen. Wir müssen auf uns sehen und versuchen, die Fehler aus dem Vorspiel zu vermeiden. Wir werden uns also das Video noch einmal ganz genau ansehen.

Da wurden Sie quasi eine Halbzeit lang vorgeführt, lagen zwischenzeitlich sogar mit elf Toren zurück?
Meine Mannschaft will sich da richtig reinhängen, das spüre ich. Die Jungs sind hungrig auf eine Revanche. Der Papierform nach sind wir die stärkere Mannschaft. Aber wir haben nicht vergessen, wie gut die HSV vor der Pause aufgetreten ist.

Es scheint, als hätte der HSG das Treffen gegen den Erstligavertreter HC Erlangen vor über 900 Zuschauern zusätzlich Flügel verliehen?
Die Jungs waren doch schon vor Weihnachten richtig heiß. Sie wussten ja, wenn sie gegen einen Bundesligisten standhalten wollen, müssen sie entsprechend trainieren. Dieser Ehrgeiz und Wille zog sich dann wie ein roter Faden durch die Rückrunden‑Vorbereitung. Ideale Voraussetzungen für jeden Trainer. Diese Motivationsspritze tat richtig gut, die haben wir gebraucht. Zu viel loben darf ich die Mannschaft aber nicht, sonst geht der Schuss mal wieder nach hinten los.

Aber Sie dürfen uns sagen, was Ihre Truppe auszeichnet?
Wir spielen eine sehr gut Abwehr, müssen aber noch lernen, das Niveau über einen langen Zeitraum zu halten. Die Abwehr war die Grundlage für die Siege gegen Helmbrechts und in Ansbach.

Und die Zuschauer haben wieder Freude an ihrer HSG gefunden?
Die Performance, die wir gegen Helmbrechts abgeliefert haben, hat auch die beeindruckt, die uns schon längere Zeit nicht mehr zugesehen haben. Die Reaktionen darauf waren durchwegs positiv. Wir werden auch in der Presse bei unseren Gegnern ganz anders wahrgenommen. Alle sprechen respektvoll über die HSG.

Sie rechnen also am Samstag mit einer vollen Hütte?
Ich gehe davon aus, dass mindestens 500 Zuschauer kommen werden. Darauf deuten allein schon die Gespräche auf der Straße und die Kommentare in den entsprechenden Foren im Internet hin. Wir werden auf alle Fälle auch unten neben dem Spielfeld einstuhlen, damit jeder einen Sitzplatz vorfindet.

Was ist mit Lukas Kempf, der bekanntlich in der Saison von der HSV Hochfranken zur HSG Fichtelgebirge gewechselt ist?
Er hat bereits beim Vereinswechsel geäußert, nicht gegen die HSV spielen zu wollen. Er führt dafür sportliche Gründe an, obwohl ich ihn sehr gerne dabei gehabt hätte. Aber wir respektieren das und werden natürlich seinem Wunsch entsprechen.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 28.01.15, Sport aus der Region, das Gespräch führte Peter Perzl