Schmidt verlässt die HSG

Der Trainer des Handball-Landesligisten sieht nach nur zwei Jahren die Zeit für neue Impulse gekommen. Spielleiter Lenhard spricht von einem unglücklichen Zeitpunkt.

Ein furioses Spieljahr tritt schlagartig in den Hintergrund. In diesen Tagen hat Dieter Schmidt Spielern und Verantwortlichen mitgeteilt, dass er die Herren der HSG Fichtelgebirge nach nur zwei Jahren nicht mehr trainieren werde. Mit der Gelassenheit und Ruhe nach dieser Bilderbuchsaison auf Tabellenplatz drei war es beim Handball-Landesligisten damit vorbei. „Ich habe erst mal geschluckt und war platt“, schildert Spielleiter Walter Lenhard seine Gefühlslage. Er habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, zumal keine Anzeichen darauf hingedeutet hätten. „Er hat uns damit alle überrascht“, sagt Lenhard, der den späten Zeitpunkt der Bekanntgabe zwei Spieltage vor Saisonende als „nicht sehr glücklich“ erachtet. „Darauf waren wir wirklich nicht vorbereitet“, erklärt Lenhard, der sich und seinen ebenso verblüfften Stellvertreter Jürgen Hartmann nun „gefordert“ sieht.

„Wir waren richtig geschockt“, beschreibt Johannes Wippenbeck die Reaktion der Mannschaft. „Einfach unfassbar für uns alle.“ Da sich der Trainer so lange Zeit gelassen habe, sei er davon ausgegangen, dass Schmidt weitermacht. „Alle waren wir dafür, dass er noch ein Jahr dranhängt“, sagt der 22-jährige und mit 135 Treffern herausragende Torjäger der HSG. Doch der Trainer habe sich nicht mehr umstimmen lassen.

Unmittelbar nach dem Heimsieg über die DJK Regensburg hatte Schmidt im Kraftraum der Wunsiedler Sporthalle der Mannschaft seinen Entschluss mitgeteilt und ihn mit einem „Bauch-Kopf-Gefühl“ begründet. Der 60-Jährige hatte den Eindruck, dass die Truppe „neue Impulse“ benötigt und „eine Veränderung nicht schlecht“ wäre.

Bereits im Dezember habe er den Verantwortlichen gesagt, dass sie sich jederzeit nach einer Alternative umschauen könnten. Ein dezenter Hinweis auf ein nahes Ende? Schmidt will das weder bestätigen noch dementieren. Eine zu frühe Bekanntgabe erachtete er aus sportlichen Gründen für wenig hilfreich: „Wir hätten wohl nicht Platz drei erreicht. Erst als der dann feststand, habe ich Spieler und Verein informiert.“

Walter Lenhard und seinem Stellvertreter Jürgen Hartmann obliegt es nun, in der Kürze der Zeit einen adäquaten Nachfolger zu finden. Diese Herausforderung wollen beide innerhalb der nächsten zwei Wochen meistern. Schmidt sieht dagegen den Verein keineswegs unter Druck: „Alle haben noch genügend Zeit, um sich nach einer Alternative umzuschauen.“ Schmidt hinterlässt eine intakte Mannschaft, die die Saison mit der zweitstärksten Defensive beendet hat. „Nicht der dritte Platz, sondern diese Abwehr war der Höhepunkt der Saison“, lobt der scheidende Coach. Dass er den Trainerjob ganz an den Nagel hängt, kann er sich nicht vorstellen, hat aber auch keine Vorstellungen, wie es weitergeht. Zumal ab Mitte Mai erst einmal ein operativer Eingriff ansteht. „Ich will nicht mehr Trainer der HSG-Männer sein, mehr habe ich nicht gesagt.“

Nicht spekulieren will Spielleiter Lenhard, der Schmidts Arbeit ausdrücklich in den höchsten Tönen lobt und von einer „überragenden Landesliga-Spielzeit, der besten seit Jahren“ spricht, über mögliche Nachfolger. Allerdings komme nur ein Mann mit einer gewissen Klasse und Erfahrung in Frage. Selbstverständlich sind intern bereits Namen gefallen. Darunter soll neben einem Luka Veraja oder Christian Seiferth (TV Münchberg) auch der frühere Nationalspieler Martin Kovar sein. Der hatte vor Schmidts Antritt unter Markus Depolt für die HSG gespielt. Aber keiner wisse, sagt Lenhard, ob die Leute greifbar sind, überhaupt Interesse haben und dann noch ins Budget der HSG passen. Die Mannschaft wird weitgehend zusammenbleiben. Allerdings steht Spielmacher Nico Schöffel, der in Bamberg wohnt und in Erlangen studiert, definitiv nicht mehr zur Verfügung. Als weiterer Wackelkandidat gilt Stefan Tröger, der in Erlangen als Lehramtsanwärter unterrichtet.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 05.05.15, Sport aus der Region, Bericht: Peter Perzl