Herren I: HSG Fichtelgebirge erfindet sich neu

Der Landesligist trennt sich von Trainer Vladimir Haber und verpflichtet Ingo Ludwig Hammer. Dieter Schmidt ist fortan der Verantwortliche für den Handballbereich.

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Glücklich und erleichtert ließen sich die Spieler der HSGFichtelgebirge nach Spielschluss feiern.
Von links: Christopher Gruber, Miro Broško, Dominik Hartmann, Stefan Flasche, Johannes Wippenbeck
und Matthias Habedank.

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Die großartig mitgehenden Fans honorierten die Energieleistung ihrer Mannschaft,
die in einer begeisternden Schlussphase den Sieg an sich riss.

Paukenschlag bei der HSG Fichtelgebirge: der Handball-Landesligist trennt sich von seinem international erfahrenen Trainer Vladimir Haber und wird ab der nächsten Saison von Ingo-Ludwig Hammer (bislang SG Marktleuthen/Niederlamitz) betreut. Außerdem übernimmt Dieter Schmidt, der die Mannschaft in der Vorsaison auf Platz drei führte, ab sofort das neu geschaffene Amt des sportlichen Leiters. Spielleiter Walter Lenhard wird somit mehr im Hintergrund agieren und weiterhin für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein.

"In langen Gesprächen sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass wir uns neu aufstellen und strukturieren müssen", erklärt Lenhard, der deutlich macht, dass die Trennung vom Trainer nichts mit dessen Qualitäten zu tun hat. "Wir waren mit Haber zufrieden. Er hat aber viel Eigeninitiative von den Spielern verlangt was Kraft und Ausdauer angeht, das aber wurde nicht von allen Spielern so umgesetzt." Daraus ist auch leise Kritik an den Aktiven herauszuhören. Die bringt Dieter Schmidt auf einen Nenner: "Diese Saison hat mir nicht gefallen", sagt der inzwischen pensionierte Hauptkommissar, der viele Heimspiele als Zuschauer von der Tribüne verfolgte. "Mit Ausnahme des vergangenen Wochenendes habe ich auch oft die Identifikation der Zuschauer mit ihrer Mannschaft vermisst." Das müsse sich schleunigst wieder ändern.

Schmidt war auch maßgeblich an der Verpflichtung von Ingo-Ludwig Hammer beteiligt, dessen Fähigkeiten er aus dessen Trainerzeit bei der Bayernliga-Jugend der TS Selb kennt. Besonders schätzt er dessen Fähigkeiten, mit jungen Leuten umzugehen. "Hammer ist mein Wunschkandidat", unterstreicht Schmidt. Quasi im Gepäck bringt der neue Trainer seinen Sohn Erik Hammer mit. Der frühere Jugend-Bayernauswahlspieler bei HaSpo Bayreuth beendete die abgelaufene Saison mit einem Schnitt von fast sieben Toren pro Spiel für den Bezirksoberligisten SG Marktleuthen-Niederlamitz.

Dieter Schmidt erteilt auch allen eine Absage, die noch immer vom Bayernliga-Aufstieg träumen. "Luftschlösser gehören zur noch laufenden Saison", meint der Mittelweißenbacher. "Wir wollen Nachhaltigkeit erzielen, um in drei, vier Jahren überhaupt noch höherklassigen Handball in Marktredwitz und Wunsiedel zu bieten." Auch Wünschen in Richtung fertiger Spieler erteilt er eine klare Absage. Zumindest ist davon auszugehen, dass bis auf Adam Strýc die Mannschaft weitgehend zusammenbleibt. Allerdings steht Stefan Tröger aus beruflichen Gründen in der ersten Saisonhälfte nicht zur Verfügung, da der Lehramtsanwärter ab September zurück in seine Schule nach Erlangen kehrt und dort Prüfungen schreibt.

Keine Diskussionen gibt es für den sportlichen Leiter hinsichtlich der Besetzung der Torhüter-Position: „Miroslav Broško gehört zum Inventar, an ihm halten wir fest.“ Dagegen steht hinter der Weiterverpflichtung von Michal Pich noch ein Fragezeichen. Dessen Leistungen wurden im Laufe der Saison immer konstanter. Das ist auch Schmidt nicht verborgen geblieben. Der bestätigt, dass er mit weiteren Spielern in Kontakt sei und Erik Hammer möglicherweise nicht die einzige Spieler-Neuerwerbung bleiben wird.

Riesengroß war die Erleichterung bei den Spielern der HSG Fichtelgebirge nachdem am Samstag der Landesliga-Klassenerhalt mit dem Sieg über Roßtal (34:32) festgezurrt war und der Truppe die Relegation erspart bleibt. Mannschaftssprecher Stefan Tröger fiel ein Stein vom Herzen. Vor allem, dass es gerade vor den eigenen Fans geklappt hat. "Ein schönes Gefühl. Wichtig war nur, dass wir gewinnen und in Regensburg nicht mehr unter Druck stehen." Viel lieber wäre ihm allerdings gewesen, wenn es um die Relegationsteilnahme zur Bayernliga gegangen wäre. Die freilich lag gar nicht einmal in so weiter Ferne. "Wenn wir von den fünf Remis drei Spiele gewonnen hätten, wären wir oben dabei", bedauert Dominik Hartmann. Entscheidende Punkte seien zu Saisonbeginn abgegeben worden, als Markus Tröger am zweiten und Hartmann selbst am vierten Spieltag für Monate ausfielen. "Dazu wird in fremden Hallen geharzt, was das Zeug hergibt", sagt der HSG-Rückraumkanonier, was immer ein Nachteil für denjenigen sei, der das zu Hause nicht darf.

Von "richtig Stress" sprach Torhüter "Miro" Broško, der ungemein kritisch mit seiner Leistung umging: "Heute war ich schlecht", erklärte der in der Schlussphase dann großartig haltende Keeper. Seit der Saison 2011/12 trägt der Tscheche bereits das HSG-Trikot, also bereits im fünften Jahr. Und er will das auch ein sechstes tun. Alle Anspannung fiel von Johannes Wippenbeck ab: "Wir waren unseren Fans diesen letzten Sieg schuldig." Trainer Haber sei nach der schwachen ersten Hälfte richtig laut in der Kabine geworden, weil die Truppe nach gutem Beginn die Marschroute verlassen habe. "Gegen Roßtal tun wir uns schon immer schwer und wir hatten auf einmal keinen Zugriff mehr in der Abwehr." Am Ende hat's dann doch gereicht und alle waren glücklich.

Der Trainer

2016 04 26 IngoHammerMit „Respekt vor der neuen Aufgabe“ spricht der künftige HSG-Trainer Ingo-Ludwig Hammer. „Die Landesliga ist für mich eine neue Dimension, aber ich freue mich über das Vertrauen, das man mir entgegenbringt“, sagt der 47-jährige Trainer. Im Jahr 2008/09 führte er den TV Schönwald zur Bezirksliga-Meisterschaft. Er stammt aus Speyer und wohnt in Selb, wo er einst mit der TS-C-Jugend Dritter in der Bayernliga wurde. Im vergangenen Jahr trainierte er den Handball-Bezirksoberligisten SG Marktleuthen-Niederlamitz.

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 26.04.2016, Sport aus der Region, Bericht und Fotos: Peter Perzl