Herren I: Das macht Appetit auf mehr

Kategorie: Herren
HSG Fichtelgebirge - HC Erlangen III 34:24

Die HSG Fichtelgebirge startet mit Tempo und Torhunger in die Handball-Landesliga Nord. Torwart Gruber pariert vor 330 Fans drei Siebenmeter in Serie.

HSG Fichtelgebirge: Gruber, Broško - Petričević (7/4), Burger (4), Bralic (3), Wippenbeck (4), Fronk (4), M. Tröger (1), Mocker (3/1), Danielka (7), Hammer (1), T. Birner, Berger, Englbrecht
Schiedsrichter: Groß/Weiß (beide TV Münchberg)
Zuschauer: 330
Zeitstrafen: HSG 5, HCE  8
Siebenmeter: HSG 5/6 HCE:7 /10
Rote Karte: Sauter (54./HCE/3 x 2)
Spielfilm: 3:1, 4:4, 7:5, 8:8, 11:11, 17:13 (Halbzeit) 20:14, 25:16, 28:18, 31:21, 34:24

Dass Vladimir Haber einige seiner Protagonisten bereits weit vor der Schlusssirene in den wohlverdienten Feierabend schicken durfte, spricht für die Fichtelgebirgs-Handballer. Die Dominanz freilich musste sich sein Team vor prächtiger Kulisse in den zähen zwanzig Anfangsminuten allerdings hart erkämpfen. Der HSG-Trainer verfiel deshalb auch nicht in Euphorie: "Wir haben nicht gut angefangen", goss der gerade 70-Jährige doch etwas Wasser in den ansonsten leckeren Wein. Er hätte sich da mehr Präsenz gewünscht. Vor der Partie gratulierte ihm Spielleiter Ulli Weber nachträglich zu dessen rundem Geburtstag und überreichte einen Präsentkorb. "Wir waren zu Beginn ein bisschen zu ängstlich", meinte Haber, "und hatten mit unserer offensiven Abwehr Probleme, obwohl wir dafür während der Woche ein Extratraining eingelegt hatten."

Diese – vielleicht auch verständliche – Anfangsnervosität angesichts der hohen Ziele, die man sich im Verein gesetzt hat, verflog zusehends. Auch, weil Christopher Gruber im HSG-Tor vom Anpfiff weg stand wie ein Fels in der Brandung, seinem Team mit tollen Paraden den Rücken frei hielt und die jungen Gäste zur Verzweiflung trieb. Nicht viele werden später einmal behaupten können, drei Siebenmeter hintereinander pariert zu haben. Das Publikum johlte. "Passt scho…", kommentierte der 28-Jährige Wirtschaftsjurist in bescheidener Manier seine famose Vorstellung. "Ein paar Bälle hätte ich schon noch halten können, und es wäre halt schön gewesen, wenn wir unter 20 Gegentoren geblieben wären." Für Trainer Haber war Grubers Auftritt angesichts dessen Trainingsfleiß‘ keine Überraschung: "Stimmt, er hat super gehalten,aber auch die anderen haben dazu beigetragen."

Temporeich, mit ständigen Positionswechseln und torhungrig übernahm die HSG zunehmend die Initiative. Bekanntlich kommt der Appetit beim Essen. Die ständigen Rochaden zeigten Wirkung. Die ehrgeizigen und lange munter dagegenhaltenden und sich anfangs kaum abschütteln lassenden Erlanger mussten noch vor der Pause einsehen, dass sie diesem Druck auf Dauer würden nicht standhalten können. Einzig der ausgebuffte und wurfstarke Lukas Sauter funkte hier immer wieder dazwischen.

19 09 17 DanielBraliAuffällig: Die HSG kann es jetzt auch über den Kreis und das auch noch in wechselnder Besetzung. Außen, Mitte und Rückraum tauschten mitunter die Positionen. Das Team war kaum ausrechenbar, ob Daniel Bralic als Kreisspieler oder der starke Zdeněk Danielka als Linksaußen. Alles ist möglich. Eine Augenweide: Ideen, Haken und Anspiele von Spielmacher Petar Petričević , der bei Bedarf auch ansatzlos aufs Tor hämmerte. Mit dieser Mannschaft kann etwas Großes wachsen.

Nach der Pause legte die HSG noch eine Schippe drauf. Der Vier-Tore-Vorsprung verdoppelte sich bis zur 40. Minute auf satte acht. Und spätestens hier wussten alle: Diese Messe ist gelesen! Damit war auch die Zeit für ein bisschen Zaubern angebrochen: Das Anspiel des glänzenden Johannes Wippenbeck über Kopf mit dem Rücken zu Abnehmer Daniel Fronk (22:16) war denn allein schon das Eintrittsgeld wert. Zum Zungeschnalzen: Daniel Bralics Heber zum 31:20. Immer mehr stellten sich nun die Automatismen ein. Alle Rädchen griffen ineinander. Handball also, der Spaß bereitet.

Und Haber vergönnte diesen seinem 14-köpfigen Kader, von dem in der Schlussviertelstunde jeder Einzelne seine Einsatzzeit bekam. Der Trainer freilich dachte am Samstag längst weiter: "Zehn Tore Unterschied in einem ersten Spiel – ich bin zufrieden. Aber die wirklich starken Mannschaften kommen noch...“ .

Quelle: Frankenpost, Ausgabe Fichtelgebirge vom 16.09.2019 - Sport aus der Region - Bericht: Per. - Foto: Perzl