Herren I: Da kommt Gewaltiges auf uns zu

19 12 05 UlliUlli Weber weiß um die Schwere der Heimaufgabe TV Münchberg. Der sportliche Leiter des Landesliga-Zweiten HSG Fichtelgebirge schwärmt vom Gegner und den eigenen Stärken.

Sechs Siege in Serie: Ulli Weber, wann erfolgt nun der Angriff der HSG Fichtelgebirge auf die Tabellenspitze der Handball-Landesliga Nord?
Der könnte schon am Samstag passieren, wenn wir gegen Münchberg erfolgreich sind. Zumindest wären wir dann mal einen Abend lang auf Platz eins. Um oben zu bleiben, müsste allerdings am Sonntag Tabellenführer Cham in Ingolstadt Federn lassen.

Die Mannschaft von Vladimir Haber bereitet im Moment so viel Freude. Gab’s aber im bisherigen Verlauf mal einen Moment, wo Zweifel aufkamen, dass es schiefgehen könnte und sie möglicherweise das ausgegebene Saisonziel verfehlen?
Dass  es nicht leicht werden würde, wussten wir schon vor dem Saisonstart. Wir mussten ja viele Spieler neu integrieren. Und das funktioniert nicht von heute auf morgen. Philipp Mocker beispielsweise war die One-Man-Show der HSV Hochfranken, hatte dort enorm viele Freiheiten. Jetzt ist er in ein festes System integriert. Das ist neu für ihn. Seine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Das gilt auch für Erik Ludwig Hammer. Unser Gedanke war immer, mit einem breit aufgestellten Kader Schwächephasen kompensieren zu können.

19 12 05 MarkusDie ersten beiden Auswärtspartien gingen dann auch prompt verloren?
Ich denke, bei Lauf/Heroldsberg wäre möglicherweise ohne den Fußbruch von Johannes Wippenbeck mehr drin gewesen. Ob es am Ende gereicht hätte, weiß ich nicht. Richtig Schmerzen bereitet nur die Niederlage in Mainburg, wo wenigstens ein Punkt möglich war.

Was auffällt, ist eine beeindruckende Abwehrleistung. Die HSG stellt die mit Abstand zweitbeste Defensive nach Lauf/Heroldsberg. Dagegen steht allerdings ein Angriff, der allenfalls Mittelmaß darstellt. Und das bei einem qualitativ starken Rückraum…
Betrachten wir es anders herum: Wenn du 60 Minuten lang so eine stabile Abwehr spielst, reibst du dich auf und lässt Kräfte, die dann im Angriff fehlen. Das erklärt dieses Ungleichgewicht. Auf diese Abwehr baut unser Spiel auf. Das ist bei allen erfolgreichen Mannschaften so. Wir sind in der Lage, die Gegner damit zur Verzweiflung zu bringen. Auch Cham und Münchberg stützen sich auf eine starke Defensive.

Am Samstag um 16.30 Uhr gastiert nun mit dem TV Münchberg ein echter Gradmesser – und das in einem Spitzenspiel des Zweiten gegen den Vierten. Mal ehrlich, hatten sie den Gegner auf der Rechnung?
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich ihn erst auf der Rechnung hatte, als ich ihn live gesehen hatte. Münchberg ist ja eher durchwachsen
gestartet. Frank Lichtinger aber bietet inzwischen eine geile Mischung auf mit einer Mega-Abwehr, einem Klasse-Keeper Lukas Hurt, einem hochintelligenten Torsten Krauß und viel Qualität im Angriff. Da kommt tatsächlich etwas Gewaltiges auf uns zu. Ich kann den Münchbergern nur dazu gratulieren, den Weg gemeinsam mit dem TV Helmbrechts zu gehen.

Und warum wird die HSG dennoch die Oberhandbehalten?
Weil wir zu Hause spielen und alles daran setzen wollen, unsere bislang makellose Heimbilanz zu halten. Dazu werden unsere Zuschauer dafür sorgen, dass die Truppe emotional auf der Höhe ist, über sich hinauswächst und die paar Prozent mehr aus sich herausholt.

Die Zuschauerzahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren gewaltig gewachsen.Wie viele erwarten Sie gegen den Nachbarn aus dem Fichtelgebirge?
Ich gehe von einer proppenvollen Halle aus.Wir hatten ja schon gegen Roßtal deutlich mehr als 400. Also könnten es angesichts der  Bedeutung der Partie am Samstag durchaus 500 bis 600 werden.

Sie haben bereits Johannes Wippenbeck angesprochen. Alle warten sehnsüchtig auf die Rückkehr des Rückraumkanoniers. Auch er hat sich vor Kurzem hoffnungsfroh geäußert, am 11. Januar im Spitzenspiel gegen den ASV Cham wieder auflaufen zu können. Ist der Zeitpunkt nach so einer schweren Verletzung realistisch?
Die ärztlichen Diagnosen stimmen uns alle positiv. Es sind ja noch gut fünf Wochen hin, und er befindet sich bereits im Aufbautraining. Fest steht auch, wir werden nichts übers Kniebrechen. Die Gesundheit geht in jedem Fall vor. Und ein zu früher Beginn mit dem Risiko eines dann noch längeren Ausfalls will keiner. Notfalls werden wir verzichten.

Wird die HSG personell noch einmal nachjustieren?
Ich sehe im Moment keinen Bedarf. Wir sind auf allen Positionen mindestens zweifach gut besetzt.

Ihre Mannschaft wird sich also längerfristig vorne halten?
Davon gehe ich fest aus. Auch eine Niederlage gegen Münchberg würde uns derzeit nicht umwerfen oder vom eingeschlagenen Weg abbringen.

Der Titelkampf wird möglicherweise erst auf der Zielgeraden entschieden?
Unser letztes Saisonspiel ist am 25. April in Cham. Vorher wird wohl keine Entscheidung fallen. Ich rechne damit, dass auch Roßtal, Münchberg und Lauf weiter ein gewichtiges Wort mitsprechen. Alle spielen noch gegeneinander. Der Meister wird sicher nur knapp unter zehn Minuspunkten durchs Ziel gehen. Es bleibt in jedem Fall spannend.

Und wenn es doch nicht klappen sollte in diesem Jahr?
Dann geht die Welt auch nicht unter. Dann greifen wir nächstes Jahr wieder an. Wir wären dann noch immer innerhalb unseres Dreijahresplans.

Quelle: Frankenpost, Ausgabe Fichtelgebirge vom 05.12.2019, Sport aus der Region - Das Gespräch führte Peter Perzl