Herren I: Kleinigkeiten machen den Unterschied

HSG Fichtelgebirge – ASV Cham 25:28

Die HSG Fichtelgebirge verpasst den Satz an die Spitze der Handball-Landesliga. Vor knapp 600 Fans ist sie gegen den Spitzenreiter auf Augenhöhe, verliert aber am Ende.

HSG Fichtelgebirge: Rieß, Broško, Gruber - Petričević (5/3), Burger (1), Bralic (3), Wippenbeck (6), Mocker (1), M. Tröger (2), Hammer (1), Danielka (3), Birner (3), Kurzeck, Englbrecht
Schiedsrichter: Abel (MTV Stadeln)/Herpolsheimer (TV Erlangen Bruck) leiteten hervorragend
Zuschauer: 580
Zeitstrafen: HSG 2, ASV 5
Siebenmeter: HSG 3/5,ASV 3/3
Spielfilm: 0:2, 3:3, 7:6, 8:7, 8:10,9 :10, 10:13 (Halbzeit) 10:14, 13:15, 17:20, 21:21, 22:23, 24:24, 24:27, 25:28

Die Halle bebte, das Niveau war hoch, nur das Ergebnis sorgte für Tristesse im HSG-Lager: "Klar bin ich sehr enttäuscht", fühlte sich Markus Tröger am Ende ein bisschen, als stünde er im Regen. "Vor so einer Kulisse zu verlieren ist einfach keine schöne Sache", erklärte der Rückraumspieler unmittelbar nach der Partie. Proppenvoll war es in Wunsiedel, kaum mehr ein Platz zu bekommen.

Dass es nicht zum Wechsel ander Tabellenspitze in der Handball-Landesliga Nord gereicht hat, lag letztendlich an den kleinen Zutaten, die in der Summe der HSG die ansonsten schmackhafte Suppe versalzten. "Wir haben viele klare Chancen verworfen und uns immer wieder mal unnötige taktische und technische Fehler geleistet", meinte Vladimir Haber. Für den wieder genesenen Handball-Lehrer stand am Ende fest: "Die Partie haben wir in der ersten Halbzeit verloren."

Gerade als das Momentum für seine Fichtelgebirgler sprach und Philipp Mocker diese kurz zuvor erstmals mit 7:6 in Führung gehämmert hatte, war es eben jener Mocker, der zwei Mal hintereinander vom Siebenmeterpunkt an Pfosten und Torwart scheiterte. Danach wollte es die HSG erzwingen, lief in Konter, die die ausgebufften Chamer mit ihrem überragenden Spielmacher Samuel Orlovsky und Rechtsaußen Lukas Steif eiskalt zu einer Drei-Tore-Pausenführung nutzten.

"Ich denke, wir waren heute sehr heiß", meinte Gäste-Coach Filip Turecek, der den Ausfall von zwei Rückraumleuten beklagte. "Die Truppe hat erstmals in dieser Formation zusammen gespielt, aber perfekt funktioniert. Damit hat sie auch mich sehr überrascht", freute sich das Chamer Urgestein. Gewonnen habe sein Team, weil es gegen die "super Abwehr der HSG" das Spiel schnell und in die Breite gezogen habe und sich so Lücken für den Kreisspieler öffneten. Dazu spielten ihm einige Latten- und Pfostentreffer der Hausherren in die Karten, denen dann und wann auch das Glück nichtg erade hold war. Trotzdem wirkte alles, was die Oberpfälzer in dieser Klassepartie zelebrierten, irgendwie noch einen Tick runder und durchdachter.

"Im Vergleich zum Münchberg-Spiel haben wir uns heute leider nicht als Mannschaft präsentiert", sprach Markus Tröger auch nicht groß um den heißen Brei herum. "Es waren Würfe dabei, die unnötig waren und jeder hat irgendwie mehr für sich gespielt“, meinte der 30-jährige angehende Lehrer für Chemie und Geographie. "Dazu haben wir den gegnerischen Keeper warm geworfen", ergänzt Johannes Wippenbeck. "Wir waren da einfach nicht schlau genug."

20 01 13 Petar ZdenekWas diese HSG aber schon die gesamte Vorrunde auszeichnet, zeigte sie auch in diesem Liga-Gipfel: ein großes Kämpferherz und einen nie ermüdenden Siegeswillen. Der Glaube, das Ding doch noch an sich reißen zu können, kam ihr in keiner Phase abhanden. Obwohl sie gleich nach dem Wechsel mit vier Toren in Rückstand geraten war und einige auf den Rängen großes Unheil auf sie zukommen sah. Sie kämpfte sich mit bewundernswerter Moral zurück und glich mit einem Drei-Tore-Lauf tatsächlich durch Petar Petričević in der 45. Minute zum 21:21 aus.

Die Stimmung schwappte auf die Ränge über, war längst auf dem Siedepunkt. Wieder aber trat das zutage, was Haber am Ende mit als Hauptursache für die Niederlage ausmachte: "Viele meiner Spieler waren wohl übermotiviert." Und so legten sich
die Seinen mit ihrer Ungeduld und unüberlegtem Handeln selbst die Steine in den Weg, über die sie letztendlich stolperten.

Relativ gelassen reagierte der vor dem Spiel noch sehr zuversichtliche Ulli Weber auf die Niederlage. Cham habe verdient gewonnen, meinte er fair "weil wir uns ein paar Fehler zu viel geleistet" haben. Dazu habe Gäste-Schlussmann Marius-Cornel Bistrian mit seiner Topleistung "die paar Prozent mehr“ ausgemacht. "Aber wir sind immer noch Zweiter, haben noch die gesamte Rückrunde vor uns und wollen vor allem am Ende auf einem der beiden ersten Plätze stehen." Im Gegensatz zur Mannschaft ("ist doch verständlich") sei er keineswegs enttäuscht – gerade angesichts des hohen Levels, die diese Partie geboten habe. Unterstützung bekam er von Trainer Haber: "Die beiden Mannschaften haben gezeigt, dass sie die besten in dieser Landesliga sind."

Quelle: Frankenpost Ausgabe Fichtelgebirge vom 13.01.2020, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzl