Ein Rückkehrer bei der HSG. Die Handballer aus dem Fichtelgebirge setzen auf Milan Šedivec als Coach und dessen Sohn auf Rückraum und Außen. Im personellen Umbruch steht der Klassenerhalt der Landesliga an erster Stelle.
Die Suche nach einem Trainer gestaltete sich schwierig, aber erfolgreich: Milan Šedivec tritt die Nachfolge von Stefan Tröger und dessen Vorgänger Vladimir Haber auf der Kommando-Brücke des Handball-Landesligisten HSG Fichtelgebirge an.
Der zehnfache tschechische National- und 20-fache Juniorennationalspieler ist wahrlich kein Unbekannter in der Region, führte in der Saison 2012/13 die HSV Hochfranken zur Bezirksoberliga-Meisterschaft und anschließend in der Landesliga zum Klassenerhalt. Interessant: Auch damals fungierte der Mann aus Pilsen unter einem sportlichen Leiter Ulli Weber. In früheren Zeiten lief er ein Jahr lang als Spielertrainer für den Landesligisten TVO Marktredwitz auf.
Weber ist fest überzeugt davon, dass es dem selbstständigen Geschäftsmann und diplomierten Maschinenbauer gelingt, den dringend erforderlichen personellen Umbruch erfolgreich zu gestalten. Seine reicheErfahrung werde dabei hilfreich sein. "Hätte sich die Möglichkeit ergeben", so meint er, "hätte ich auch einem jungen engagierten Mann ohne Trainererfahrung die Chance gegeben. "Von großen Zielen will Weber in nächster Zeit allerdings Abstand nehmen. "Nichts mit dem Abstieg zu tun haben", laute für die nächsten beiden Jahre die Vorgabe. "Dann können wir uns über ein fest definiertes Ziel unterhalten." Zumal auch noch lange nicht klar sei, in welchem Modus die nächste Saison ablaufen wird: als eingleisige Landesliga wie früher oder dreigeteilt mit verschärftem Abstieg wie zuletzt.
Informationen dazu und den Rahmenspielplan erwarten die Fichtelgebirgler frühestens Mitte August. Überhaupt nicht okay fand es Weber, die jüngst dreigeteilte Nord-Staffel in nur einem Jahr auf den früheren Stand zurückzuführen. Drum sei er erst einmal skeptisch, was passiert: "Ich traue dem BHV auf alle Fälle alles zu", meint er und hofft gleichzeitig auf ein "ganz normales Spieljahr" in einer 14er-Landesliga Nord. In drei der letzten vier Spielzeiten - die Corona-Saison 2020/21 wurde bekanntlich abgebrochen - kratzte die HSG mit drei dritten Plätzen am Tor zur Bayernliga, schlitterte aber jeweils knapp am Ziel vorbei. Drum sei jetzt einfach die Zeit für eine Runderneuerung gekommen, glaubt Weber. Zumal Leistungsträger wie Philipp Mocker und Erik-Ludwig Hammer den Verein in Richtung Aufsteiger HSV Hochfranken verlassen haben und Stefan Flasche sowie Maximilian Berger beruflich bedingt fortan nicht mehr zur Verfügung stehen. Dafür sollen künftig talentierte Leute wie Maximilian Schlitter (19), Jan Koristka (20) und Johann Zissler (19) mehr Spielzeit bekommen. Das sei die Aufgabe des neuen Trainers.
Und Milan Šedivec kommt nicht allein, bringt seinen gleichnamigen Sohn mit zur HSG, der flexibel auf allen Rückraumpositionen und als Linksaußen einsetzbar ist. Der 24-Jährige, der aktuell an der Pädagogischen Hochschule in Pilsen Lehramt studiert, sammelte erste Erfahrungen im Herrenbereich in der 2. Liga bei Sokol Stahlavy und spielte zuletzt drei Jahre lang für den Bayernligisten TG Landshut und zwei beim Bezirksoberligisten HG Deggendorf – beide Male unter den Fittichen seines Vaters als Trainer. Auch Levente "Levi" Morvai, der sich bei seinem Heimdebüt so schwer verletzt hatte (Riss des vorderen Kreuzbandes), befindet sich im Aufbau-Training. Der 22-jährige Ungar sollte, hoffen die Verantwortlichen, um den Saisonbeginn herum wieder einsatzfähig sein. Insgesamt kann Trainer Milan Šedivec über einen Kader von 15 bis 16 Aktiven verfügen. Der offizielle Vorbereitungsbeginn ist für den 18. Juli angesetzt.
Zu Milan Šedivec Senior
Trainer A-Lizenz Tschechiens seit 2013/14 (vom DHB anerkannt), 10 Spiele für die Männer- und 20 für die Junioren Nationalmannschaft Tschechiens, spielte für Škoda Pilsen, BSV Bayreuth, TVO Marktredwitz (Spielertrainer), TB Roding und Metten, trainierte Talent MAT Pilsen, HSV Hochfranken, Metten, TG Landshut und zuletzt bei der HG Deggendorf (Bezirksoberliga).
Quelle: Frankenpost Ausgabe Fichtelgebirge vom 11./12.06.2022, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzl