Alles, was Erfahrung ausmacht

Die erfahrenen Selber haben im Derby der Handball-Bezirksoberliga einfach mehr zu bieten. Auch als sie nach der Pause schwächeln, kann das eine zu unerfahrene HSG nicht nutzen.

TS Selb - HSG Fichtelgebirge 27:23

Der Wert der Erfahrung wird heutzutage nicht immer so geschätzt, wie er es verdient. Da können ehrgeizige Jungspunde noch so wild entschlossen, temperamentvoll und temporeich antreten. Bringen sie diese und andere Eigenschaften nicht in ein System, das aufzubauen Zeit braucht, dann blicken sie bald denen hinterher, die sich das in Jahren geschaffen haben. So erging es der mit A-Jugendspielern durchsetzten und ohne wirklichen Routinier antretenden HSG Fichtelgebirge im Duell von zwei der drei bisher verlustpunktfreien Mannschaften in der Handball-Bezirksoberliga.

TS Selb: C. Kropf, V. Michanek - J. Kempf (5), L. Kempf (2), Kirsch (5), Korb, Mäsiar (4/1), Pauker, Röhring (7/3), Salom (2), Wiedel (1), Wölfel (1)
HSG Fichtelgebirge: R. Rieß, Schelter - Birner (4), Bralic, Burger (2), Flasche (3), Hartmann (4/3), J. Rieß (1), Schöffel, Tröger (5), Vogel (1), Werthes, Wippenbeck (3)
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Berghammer/Fehn (Bayreuth)
Zeitstrafen: Selb 8, HSG 5
Siebenmeter: Selb 5/4, HSG 4/3

Hiergeblieben! Johannes Kempf bremst Konstantin Burger; im Hintergrund der Selber Lubos Salom. Der Gastgeber zeigte vor der Pause all das, was Routine ausmacht. Der Deckungsverband stand dicht und zugleich variabel vor Carsten Kropf, dem mit zwölf starken Paraden besten Torhüter des Spiels. Im Angriff zeigte Selb Geduld, hatte dann aber viele Überraschungsmomente zu bieten - und individuelle Stärke. Sven Röhring überrascht von Rechtsaußen mit variantenreichen Würfen. Johannes Kempf sieht und nutzt die Möglichkeiten, sich im Duell Mann gegen Mann durchzusetzen. Thorsten Kirsch setzt einige Hämmer durch die Abwehrlücken ins Toreck, und gelegentlich überrascht die TS mit schönen, aber nicht übertriebenen Spielzügen wie zum 10:6 (20.) durch Lubos Salom.

Die Gäste führten nur einmal beim 1:0. Sie erhielten kaum Gelegenheit zu den erhofften schnellen Kontern, weil den Schlussleuten Rieß und Schelter in 30 Minuten nur jeweils eine gute Parade gelang. Viel mehr schien gegen die präzisen TS-Würfe kaum möglich. Lediglich Tröger, Flasche und später Wippenbeck überraschten einige Male die Selber Abwehrreihe. Die erlaubte kurz vor der Pause den Gästen zwei, drei leichte Treffer und wahrte dennoch einen Sechs-Tore-Vorsprung (18:12).

Nur noch die Hälfte davon sollte der TS nach der Pause gelingen. Wie schon vor einer Woche in Bamberg schmolz ein sicherer Vorsprung langsam dahin. Ein clevererer Gegner hätte die Partie durchaus noch drehen können. Etwa, nachdem Stefan Flasche nach 47 Minuten auf 19:23 verkürzt hatte. Bei Selb schien die Konzentration total dahin zu sein, bei einem aber war sie voll da: Carsten Kropf entschärfte zunächst einen Strafwurf von Hartmann, dann einen Konter gegen Birner. Der setzte wenig später den Ball an den Pfosten. Dahin war die Chance für die HSG auf Tuchfühlung heranzukommen.

Kurz vor Schluss wollten beim Stand von 26:22 die etwas kleinlichen Schiedsrichter den Gästen offenbar eine zweite Chance geben und erlaubten ihnen, fast zwei Minuten mit Sechs gegen Vier zu spielen. Heraus kam ziemliche Ratlosigkeit und sogar ein Gegentor durch Kirsch. Das schloss ein Spiel ab, das in Selb zumindest 25 Minuten lang einen Titelanwärter sah.

Quelle: Marktrdwitzer Tagblatt vom 11.10.10, Sport aus der Region, Bericht: W. N., Foto: Perzl - Weitere Fotos unter www.frankenpost.de