HSG verpasst die Gelegenheit

TV Coburg-Neuses – HSG Fichtelgebirge 23:23

Die Handballer aus dem Fichtelgebirge vergeben im Bezirksoberliga-Gipfeltreffen fünf Siebenmeter. Die Partie endet unentschieden und wird von den Abwehrreihen dominiert. Die Gäste verpflichten in einer Blitzaktion Torhüter Brosko von der TG Landshut.

Johannes WippenbeckDer HSG Fichtelgebirge hat im Titelkampf der Handball-Bezirksoberliga den großen Wurf verpasst: Im Spitzenspiel musste sich die Mannschaft von Markus Depolt vor überraschend nur 300 Zuschauern beim TV Coburg-Neuses mit einem 23:23 (12:12) begnügen, obwohl deutlich mehr drin gewesen wäre. Der Tabellenführer aus dem Fichtelgebirge hatte sich vor dieser Partie in einer Blitzaktion Miroslav Brosko von der TG Landshut für den verletzten Stammtorwart René Rieß geangelt. Der 31-Jährige aus Pilsen, der seit April kein Spiel mehr bestritten hatte, erwies sich in seinem ersten Einsatz für die HSG gleich als Volltreffer und hielt den Gästen mit klasse Reaktionen den Rücken frei.

HSG Fichtelgebirge: Brosko, Bauer - St. Tröger (1), Hartmann (1), Wippenbeck (3), Schöffel (2/1), Klekner (2), Burger (4), Birner (1), Flasche (5), Bralic (2), Fischer (2), M. Tröger, Lagershausen
Schiedsrichter: Klaus und Torsten Kowald (Bad Salzungen/Eintracht Eisenach) leiteten souverän
Zuschauer: 300
Strafzeiten: Neuses 6, HSG 3
Spielfilm: 4:1, 7:3, 9:8, 11:10, 12:12 (HZ), 14:12, 14:15, 16:16, 16:18, 18:18, 21:20, 21:22, 23:23

Die Stimmung wirkte irgendwie gedrückt. Keiner der beiden Kontrahenten wusste nach dem Abpfiff so recht etwas mit dem Ergebnis anzufangen. Obwohl aus Sicht der HSG-Handballer ein Auswärtspunkt beim Mitkonkurrenten ein Grund zur Freude hätte sein müssen.

15 Fahrkarten

Wer aber fünf von sechs Siebenmetern nicht verwandelt und insgesamt 15 "Fahrkarten“ wirft, muss ein Unentschieden unter der Rubrik „verpasste Gelegenheiten“ abheften. Entsprechend bedröppelt schauten einige Gästespieler nach der Schluss-Sirene drein, trauerten ihren "vielen glasklaren Gelegenheiten“ nach, die Trainer Markus Depolt die Haare zu Berge stehen ließen. Der hatte in vielen Situationen den "sauberen Spielaufbau“ vermisst. In einer Partie, die lange von Nervosität und gegenseitigem Respekt geprägt war und erst nach der Pause das Attribut "Spitzenspiel“ verdiente. Vor allem aus dem Rückraum ging von den HSG-Kanonieren wie Stefan Tröger, Dominik Hartmann und Nikolai Schöffel selten einmal Gefahr aus. Die Hausherren gingen in der ersten Viertelstunde da schon forscher zur Sache, führten zwei Mal mit vier Toren, weil sie ihre Außen, Rottenbach und Troppmann, immer gut in Szene setzten. Doch der neue Gästekeeper "Miro“ Brosko steigerte sich von Minute zu Minute.

So schaffte die HSG durch den quirligen und ständig Unruhe stiftenden Konstantin Burger Sekunden vor der Pause den psychologisch so wichtigen Ausgleich. Überhaupt wurde die Partie von starken Abwehrreihen und zwei erstklassigen Torhütern, Miroslav Brosko (HSG) und Florian Cichon, dominiert. Der Neuseser "Tausendsassa“ parierte allein nach der Pause gegen Schöffel, Hartmann, Tröger und Wippenbeck vier Strafwürfe, brachte die Rückraum-Kanoniere der HSG schier zur Verzweiflung. Zum Vergleich: Der Neuseser Heiko Jäckel verwandelte alle sechs. Allerdings hätte er auch schon beim Duschen sein können, hätten die Schiedsrichter eine rüde Attacke  am exzellenten Stefan Flasche mit Rot statt nur einer Zeitstrafe geahndet.

"Wir haben in der zweiten Halbzeit viel zu viele Fehler gemacht“, monierte später Coburgs Trainer Michael "Clever“ Baumann, der von einem "gerechten Ergebnis“ zwischen den "beiden stärksten Mannschaften der Liga“ sprach. "Wichtig war mir, nicht zu verlieren.“ Das lasse alle Optionen fürs Rückspiel am 10. März in Wunsiedel offen. "Mir war klar, dass heute keine Entscheidung fällt.“ Zumindest machten seine Neuseser den etwas zufriedeneren Eindruck.

Bann gebrochen

Die erste Führung in diesem Spiel gelang der HSG erst in der 40. Minute durch den eben – und vielleicht etwas zu spät – eingewechselten JohannesWippenbeck, der mit dem 15:14 den Bann brach. Die Unbekümmertheit des

19-Jährigen, der aus dem Feld mit einer hundertprozentigen Wurfausbeute glänzte, tat der HSG sichtlich gut.Und als mit einem Kempa-Trick zwischen Daniel Bralic und Frank Fischer gar das 18:16 gelungen war, schien der Gast auf einmal auf der Siegerstraße. Aber statt des möglichen Drei-Tore-Vorsprungs ließ sich die HSG am eigenen Kreis einen eigentlich schon eroberten Ball abluchsen und von nachsetzenden Coburgern ins Netz bugsieren. Was folgte, war ein offener Schlagabtausch mit ständig wechselnder Führung und am Ende noch einmal mit dem Vorteil für die Gäste, die 28 Sekunden vor Schluss den Ballbesitz nicht nutzten und im Übereifer verhaspelten. Vor den nun aufeinander folgenden drei Heimspielen steht vor allem eines auf dem Stundenplan: Siebenmetertraining!

Quelle: Marktredwitzer Tagblatt vom 21.11.11, Sport aus der Region, Bericht und Foto: Peter Perzl - Weitere Fotos unter www.frankenpost.de